Von Albrecht Baume
Seit September 2014 ist er nun da: Der erste Bundesfreiwillige in unserem Verein. Wir haben es noch keine Sekunde bereut. Als ich als Abteilungsleiter Tischtennis im TuS Aschaffenburg-Damm erstmals von dieser Möglichkeit hörte, war ich sofort angetan. Denn unsere etwa 50 aktive Spieler große Jugendabteilung – auch wenn wir eher breitensportlich unterwegs sind – bedeutet doch enormen Aufwand. Da ehrenamtliche Helfer, wie wohl fast überall, rar gesät sind, hatte der Gedanke, dass jemand 39 Wochenstunden bei uns leisten würde, durchaus seinen Charme.
Von Köln nach Aschaffenburg
Unsere Vereinsführung (der Gesamtverein hat etwa 1200 Mitglieder in neun Abteilungen) zeigte sich zum Glück aufgeschlossen. Etwa 300 Euro pro Monat müssen aus der Vereinskasse für einen „Bufdi“ bezahlt werden. Es gab daher durchaus einige Bedenken: Wie würde die/der Bundesfreiwillige zum Verein passen? Wie könnte er jemals eine Zahl von 39 Wochenstunden erreichen, wo es doch nur drei Trainingsabende im Tischtennis gibt?
Von insgesamt vier Bewerbern überzeugte uns Salomo Mermagen: Der 18-Jährige Abiturient aus Köln ist selbst begeisterter Tischtennisspieler und hatte in seinem Heimatverein bereits im Nachwuchs gearbeitet. Eine Besonderheit: In der Regel wird der Bundesfreiwilligendienst wohl eher im Heimatort oder sogar Heimatverein abgeleistet. Salomo entschied sich für eine Einsatzstelle etwa 200 Kilometer von zuhause entfernt. Von der Großstadt Köln in eine deutlich kleinere Stadt, wo er weder Bekannte noch Freunde hatte. Unerwartet schwierig gestaltete sich die Suche nach einer geeigneten Wohnung. Als er dann endlich einziehen konnte, war er auch ganz schnell schon wieder weg: Für eine Woche zu den ersten fünf von insgesamt 25 Bildungstagen während des zwölfmonatigen Dienstes. Danach konnte es endlich richtig losgehen – ein günstiger Zeitpunkt, denn er startete zeitgleich mit dem Schuljahresbeginn.
Projekte verwirklichen, für die sonst keine Zeit wäre
Womit verbringt Salomo nun seine 39 Stunden Wochenarbeitszeit? Ein schon lang gehegter, aber zuvor mangels Personal nicht realisierbarer, Wunsch, zur Nachwuchsförderung Tischtenniskurse direkt in den Schulen einzurichten, konnte endlich in Angriff genommen werden. Mehrere Schulen zeigten Interesse, Tischtennis-AGs einzurichten. Zunächst beschaffte unser BFdler das fehlende Equipment im Auftrag der Schulen. Die Zahl der Anmeldungen überstieg unsere kühnsten Erwartungen: Fünf Schulen mit jeweils zwischen 18 und 30 Schüler/innen sind ein mehr als erfreuliches Resultat!
Außerdem konnten wir mit Salomo Projekte realisieren, die normal nicht möglich wären. So haben wir beispielsweise ein individuelles „Tischtennis-Tagebuch“ für jeden Spieler erstellt. Dort halten die Trainer und Betreuer die Trainingsteilnahme, Turniere, aber auch die Fortschritte in der Spieltechnik fest. Tatsächlich hat sich die Trainingsteilnahme deutlich verbessert. Natürlich veranstalteten wir auch wieder mini-Meisterschaften, dazu ein Schnuppertraining. Außerdem wollen wir auch beim Wettbewerb „Beste Klasse“ des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) mitmachen. Salomo ist in Gesprächen mit Sportlehrern, auf deren tätige Mithilfe wir dabei angewiesen sind. In den Osterferien veranstalten wir ein Tischtenniscamp mit Übernachtung in der Halle – auch da hilft unser „Bufdi“ mit, genauso wie bei der Planung von Ausflügen und Kegelabenden. Einige wenige Stunden leistet Salomo noch in unserer Geschäftsstelle, hilft beim Training der Handball-Minis oder bei den Leichtathleten.
Nächstes Jahr wieder
Sehr wichtig ist das wöchentliche Dienstgespräch, in dem neue Ideen und Projekte entwickelt und positive wie negative Entwicklungen besprochen werden. Dass ein 18-Jähriger, der gerade erst die Schule abgeschlossen hat, bei Problemen nicht alleingelassen werden darf, ist für eine fruchtbare Zusammenarbeit selbstverständlich.
„Ich habe Erfahrung im Umgang mit Schülern und Lehrern gesammelt, Einblick in Verwaltungsarbeit und auch andere Sportarten erhalten. Dazu habe ich den C-Trainerschein während der Bildungstage erworben und in Sachen Organisation viel dazugelernt“, resümiert der Kölner schon jetzt etwas mehr als der Hälfte des Einsatzes.
Es ist viel passiert in unserer Tischtennisabteilung. Ohne unseren Bundesfreiwilligen wäre das nicht möglich gewesen. Er ist hochmotiviert, kompetent und kann sehr gut mit Kindern umgehen. Wir möchten nach diesen sehr positiven Erfahrungen im kommenden Jahr die Stelle unbedingt wieder neu besetzen.
Albrecht Baume ist Abteilungsleiter Tischtennis bei der TuS Aschaffenburg-Damm. Die TuS hat zum ersten Mal einen Bundesfreiwilligen engagiert. Ihr habt auch Lust auf ein Jahr Tischtennis pur? Dann schaut doch mal in unserer BFD-Stellenbörse vorbei. Natürlich sind auch alle Verein herzlich eingeladen, einen kurzen Erfahrungsbericht über ihren Bundesfreiwilligendienst zu schreiben. Wir freuen uns über jede Einsendung!
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